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14.07.2015: Augen zum Verlieben - NABU Baden-Württemberg

Eine Ausstellung beschäftigt sich mit der Gelbbauchunke und ihrem Schutz in der Region

 

Von Sabine Hebbelmann

 

Leimen. „Wenn man in die herzförmigen Augen schaut, ist man hin und weg“, sagte Leimens Oberbürgermeister Wolfgang Ernst über die Gelbbauchunke. Diese Liebeserklärung machte er im Kurpfalz-Centrum, wo derzeit eine Ausstellung über das Gelbbauchunken-Projekt des Naturschutzbundes (Nabu) informiert. Er bezeichnete es als eine verdienstvolle Aufgabe der Umweltschutzorganisation, das kleine unbekannte Tier und seinen Lebensraum in den Mittelpunkt zu stellen.

 

Christiane Kranz, Geschäftsführerin des Nabu-Bezirksverbandes Rhein-Neckar-Odenwald, ist ebenfalls hin und weg von den Froschlurchen. Die Biologin hatte ihre Diplomarbeit über Gelbbauchunken geschrieben. Bei der Ausstellungseröffnung gab sie einen Einblick in das Leben der kleinen Froschlurche, ihre besonderen Standortansprüche und Überlebensstrategien und die praktischen Maßnahmen, die zur Stärkung der Vorkommen ergriffen werden.

 

 

„Die Gelbbauchunke ist eine Pionierart und ursprünglich in Auenlandschaften zuhause“, erläuterte sie. Dort komme sie in besonnten Pfützen und Kleintümpeln vor. In frisch entstandenen Kleingewässern seien die Tiere wenigstens eine zeitlang sicher vor Fressfeinden oder konkurrierenden Arten wie der Kreuz- und der Wechselkröte. Da sich das Wasser schnell erwärme, sei eine rasche Entwicklung des Laichs und der Larven gewährleistet.

 

Kleinstgewässer können aber auch leicht austrocknen. Deshalb streut die Gelbbauchunke das Risiko: Sie kann bis zu drei Mal im Jahr laichen. Außerdem legt sie nicht alle Eier in dieselbe Pfütze, sondern verteilt sie auf mehrere Tümpel.

 

Wie Kranz berichtete, wurde durch die Begradigung natürlicher Fließgewässer der ursprüngliche Lebensraum der Gelbbauchunke weitgehend zerstört. Die Tiere, die einen dynamischen Lebensraum brauchen, können sich aber auch mit wassergefüllten Baggerspuren in Abbaustätten wie dem Nußlocher Steinbruch begnügen. Daher sind für den Nabu Steinbrüche und Kiesgruben über das ganze Land verteilte Lebensräume aus zweiter Hand, die es auszubauen und zu vernetzen gilt.

 

 

Ein wichtiger Partner in Baden-Württemberg sei der Industrieverband „Steine und Erden“, zu dessen Mitgliedern auch HeidelbergCement gehört. Seit vielen Jahren arbeitet der Baustoffkonzern eng mit dem Nabu zusammen und schafft unter anderem in seinen Steinbrüchen in Leimen und Nußloch die nötigen Bedingungen, um die vorhandenen Gelbbauchunken-Populationen zu stärken.

 

Im stillgelegten Leimener Steinbruch, wo es keine frischen Baggerspuren gibt und die verbliebene Population sehr klein war, wurde eine Reihe von Tümpeln angelegt, so Kranz. Die Biologin erinnerte daran, dass im Nußlocher Steinbruch vor einem Jahr HeidelbergCement-Chef Bernd Scheifele und Nabu-Präsident Olaf Tschimpke und nur zwei Wochen später Landesumweltminister Alexander Bonde und die Präsidentin des Bundesamts für Naturschutz (BfN) Beate Jessel die Gelbbauchunke mitsamt den dortigen Maßnahmen begutachteten. Das Nabu-Projekt wird schließlich im Programm „Biologische Vielfalt“ vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit gefördert.

 

Die Gelbbauchunken-Expertin nannte weitere Maßnahmen in der Region: Im Naturschutzgebiet Hochholz-Kapellenbruch wurde ein Tümpel von störendem Schilf befreit und im Steinbruch in Dossenheim wurden eigens für die Unken Baggerfurchen geschaffen und mit Lehm abgedichtet.

 

RNZ - Region Heidelberg vom Dienstag, 14. Juli 2015, Seite 5

 


 

Das Projekt 'Stärkung und Vernetzung von Gelbbauchunken-Vorkommen in Deutschland' wird im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit gefördert.

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