Die Amphibien Niedersachsens

Alle Arten in Text und Bild

Von Uwe Manzke

Amphibien oder auch Lurche bewohnen die unterschiedlichsten Lebensräume. Mit Ausnahme des Alpensalamanders - der in Niedersachsen nicht heimisch ist - benötigen alle in Deutschland lebenden Arten für die Fortpflanzung geeignete Gewässer. Vor allem fischfreie Kleingewässer und flache, temporäre Tümpel werden zur Fortpflanzung aufgesucht.

In Deutschland sind 21 Amphibientaxa (d.h. 20 Arten und ein Hybrid/Mischling) heimisch. In der süddeutschen Oberrheinebene lebt mittlerweile (leider) auch der Nordamerikanische Ochsenfrosch, eine fremdländische, invasive Art. In Niedersachsen kommen 19 Amphibien-Taxa natürlicherweise vor:


  • 5 Schwanzlurcharten und
  • 14 Froschlurchtaxa (inklusive 1 Hybrid).

Im Folgenden stellen wir alle heimischen Amphibien vor. Zusätzlich wird der Nordamerikanische Ochsenfrosch Lithobates (Rana) catesbeianus beschrieben, da wir oft Anfragen zur Bestimmung und möglichen Vorkommen dieser Art in Niedersachsen bekommen. Bisher ist uns glücklicherweise kein solches Vorkommen bekannt. Überwiegend werden Seefrösche oder Kaulquappen der Wasserfrösche und der Knoblauchkröte mit Ochsenfröschen verwechselt.

Im Laufe der letzten Jahre ist eine große Diskussion um die wissenschaftlichen Namen der einzelnen Amphibientaxa auf der Welt entbrannt. Wir verwenden nun auch diese neuen Namen mit Ausnahme der Echten Kröten der Gattung Bufo. Vor allem haben sich einige Gattungsbezeichnungen geändert. Zum besseren Verständnis haben wir die alten Gattungs-Namen in Klammern gesetzt.

Grünlandumbruch auf Moorböden.
Grünlandumbruch auf Moorböden.

Im Herbst 2009 sind die überarbeiteten Roten Listen der gefährdeten Wirbeltiere Deutschlands neu herausgegeben worden. Die Roten Listen sollen alle 10 Jahre aktualisiert werden, um den möglichst aktuellen Bestandstrend beziehungsweise eine mögliche Gefährdung der einzelnen Arten darzustellen. Wir haben diese "neuen" Gefährdungskategorien bereits in den Artenportraits aufgenommen. Unserer Ansicht nach, sind die Einstufungen im Falle der Amphibien allerdings nicht für jede Art korrekt wiedergegeben, vor allem weil die Kriterien für die Einstufung nicht immer nachvollziehbar sind.

Grünlandumbruch für Maisanbau ist "das Aus" für die Amphibien.
Grünlandumbruch für Maisanbau ist "das Aus" für die Amphibien.

Darüberhinaus werden bei den neu eingeführten "Risikofaktoren" die gravierenden Negativfaktoren wie anhaltender massiver Grünlandumbruch und der zunehmende Anbau von Mais für die Bioenergieproduktion insbesondere auf Stilllegungsflächen nicht berücksichtigt. In Niedersachsen mußte (!) daher im Herbst 2009 ein Umbruchverbot für Grünland erlassen werden (s. Linkliste). Der Maisanbau auf Stilllegungsflächen ist von 2005 bis 2007 von "nur" 3.688 ha auf über 92.000 ha im Jahre 2007 angewachsen [Quelle: Die niedersächsische Landwirtschaft in Zahlen 2009; Hrsg. Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung (2. Auflage, korr. Februar 2009) PDF auf den Seiten des Ministeriums ]. Nicht zuletzt verschwinden die letzten Naturlandschaften in den Auen Deutschlands zusehends, in Niedersachsen ist der Verlust von Retentionsräumen (Überschwemmungsflächen) vor allem an der Elbe, Weser, Aller und Leine zu nennen (Auenzustandsbericht 2009 des BfN).

Die Roten Listen sollen die Gefährdung der einzelnen Arten im jeweiligen Bezugsraum darstellen. Im Idealfall steht keine Tier- oder Pflanzenart auf diesen Listen. Dies ist aber nicht der Fall, im Gegenteil, die Listen werden immer länger und umfangreicher. Im Fall der Amphibien ist weltweit ein katastrophaler Rückgang und Artenverlust zu verzeichnen. Die Amphibien sind die mit Abstand gefährdetste Wirbeltiergruppe weltweit.

Auf dem Umweltforum im Schulbiologie- zentrum in Hannover informiert der NABU Regionalverband Hannover alljährlich über das Amphibiensterben.
Auf dem Umweltforum im Schulbiologie- zentrum in Hannover informiert der NABU Regionalverband Hannover alljährlich über das Amphibiensterben.

Die Ursachen liegen zumeist in menschlichen Aktivitäten. Wobei oft nicht ein einziger Faktor, sondern ein Komplex verschiedener Negativ-Faktoren verantwortlich ist. An erster Stelle steht dabei nach wie vor die Lebensraumzerstörung. Weltweit sind "nur" ca. 6.300 Amphibienarten bekannt. Bereits ein Drittel bis die Hälfte der Frösche, Kröten, Unken, Salamander, Molche und Blindwühlen sind vom Aussterben bedroht. Über 120 Arten sind in den letzten Jahren ausgestorben. Experten sprechen vom größten Massensterben seit dem Aussterben der Dinosaurier. Auch in Deutschland und Niedersachsen sind 3/4 der Amphibienarten gefährdet.

Weltweit wird daher auf den dringenden Schutz der Amphibien hingewiesen. 2008 wurde zum Jahr des Frosches ausgerufen, um auf die katastrophale Situation hinzuweisen. Schirmherr dieser weltweiten Kampagne unter dem einprägsamen Namen "Amphibianark / Amphibienarche" ist der bekannte britische Filmautor Sir David Attenborough. Der LFA macht mit.

So zeigt unser Artenhilfs- und Kleingewässerschutzprojekt "Ein König sucht sein Reich" erste Erfolge und ist mittlerweile weithin bekannt. Helfen auch Sie mit, unsere einzigartige Amphibienwelt zu erhalten. In erster Linie gilt es die Laichgewässer (= Nester, Kinderstuben, "Vogelkästen") zu erhalten, zu pflegen, zu entwickeln und neue (alte) Kleingewässer wieder anzulegen. Aber auch der Erhalt und die Wiederherstellung der Landlebensräume inklusive der notwendigen Vernetzungsstrukturen gehören dazu.


Artenportraits Amphibien

Quellen für die Amphibien-Artmonographien:
Neben den jahrzehntelangen Erfahrungen der Mitglieder des LFA wurden vor allem die folgenden Quellen, insbesondere zur landesweiten Verbreitung der einzelnen Arten genutzt. Die Aufzählung der vielen anderen spezielleren Quellen würde den "Rahmen dieser Seiten sprengen" (zu den Quellen).

Zu den Artenportraits gelangen Sie, indem Sie mit der Maus auf ein Bild oder einen Artnamen klicken.

Amphibien
Schwanzlurche
Feuersalamander
Feuersalamander
Fadenmolch
Fadenmolch
Bergmolch
Bergmolch
Teichmolch
Teichmolch
Kammmolch
Kammmolch

Froschlurche
Geburtshelferkröte
Geburtshelferkröte
Knoblauchkröte
Knoblauchkröte
Wechselkröte
Wechselkröte
Springfrosch
Springfrosch
Seefrosch
Seefrosch
Rotbauchunke
Rotbauchunke
Erdkröte
Erdkröte
Laubfrosch
Laubfrosch
Grasfrosch
Grasfrosch
Kleiner Wasserfrosch
Kleiner Wasserfrosch
Gelbbauchunke
Gelbbauchunke
Kreuzkröte
Kreuzkröte
Moorfrosch
Moorfrosch
Teichfrosch
Teichfrosch
Ochsenfrosch (allochton)
Ochsenfrosch (allochton)


Linkliste


Quellen-Auswahl (alphabetisch):
Dürigen, B. (1896): Deutschlands Amphibien und Reptilien. - Magdeburg (Creutz), 676 S. // Günther, R. (Hrsg.) (1996): Die Amphibien und Reptilien Deutschlands. Gustav Fischer Verlag, Jena. // Heckenroth, H. & G. Lemmel (1980): Zur Situation der Lurche und Kriechtiere in Niedersachsen. Stand 31.12.1978. - 25 Verbreitungskarten mit Text. // Lemmel, G. (1977): Die Lurche und Kriechtiere Niedersachsens. - Naturschutz Landschaftspfl. Niedersachs., Hannover, Heft 5: 1-75. // Podloucky, R. & C. Fischer (1991): Zur Verbreitung der Amphibien und Reptilien in Niedersachsen. Zwischenauswertung mirt Nachweiskarten von 1981 - 1989. - Nieders. Landesverwaltungsamt, Fachbehörde für Naturschutz, Hannover (Arbeitsmaterial). // Podloucky, R. & C. Fischer (1994): Rote Listen der gefährdeten Amphibien und Reptilien in Niedersachsen und Bremen (3. Fassung, Stand 1994). - Informationsdienst Naturschutz Niedersachs., Hannover, 14(4): 109-120.// Rühmekorf, E. (1970): Die Verbreitung der Amphibien und Reptilien in Niedersachsen. - Beitr. Naturk. Nieders., 22: 67-131. // Schulze, E. & F. Borcherding (1893): Fauna Saxonica. Amphibia et Reptilia. Verzeichnis der Lurche und Kriechtiere des nordwestlichen Deutschlands. - Jena (Fischer), 47 S. // Wolterstorff, W. (1893): Die Amphibien und Reptilien der nordwestdeutschen Berglande. - Jber. Abh. naturwiss. Ver. Magdeburg 13: 1-242.