Die NABU-Fachgruppe für Frosch & Co besuchte die letzten Vorkommen der Wechselkröte in Niedersachsen

Von Christian Höppner

Die Teilnehmer des LFA Treffens 2014 in Schladen.
Die Teilnehmer des LFA Treffens 2014 in Schladen.

Schladen/Hannover, 11.05.2014 - Der Einladung des NABU-Landesfachausschusses für Feldherpetologie und Ichthyofaunistik nach Schladen (Landkreis Wolfenbüttel) folgten rund 30 Mitglieder und Naturschutzinteressierte aus ganz Niedersachsen. Neben dem fachlichen Austausch standen aktuelle Problematiken im Amphibien- und Reptilienschutz auf der Tagesordnung. Den Bezug zur Praxis stellte die Exkursion in zwei verbliebene Vorkommen der vom Aussterben bedrohten Wechselkröte dar. Dabei wurden die Lebensräume in einer ehemaligen Kiesgrube und an Klärschlammabsetzbecken besichtigt.

Die Teilnehmenden wurden durch Andreas Memmert, Bürgermeister der Gemeinde Schladen-Werla, im Dorfgemeinschaftshaus Schladen begrüßt. In einer kurzen Ansprache betonte er die Bedeutung des Naturschutzes, forderte zugleich aber nicht nur wortreiche Diskussionen und schriftliche Fixierungen der Erkenntnisse, sondern auch die Umsetzung in der Praxis.

Die Biologin Ina Blanke verdeutlichte in zwei Vorträgen am Beispiel der Zauneidechse die Problematiken beim Schutz von Reptilien. Die Umsiedlung im Rahmen der Eingriffsregelung ist sehr schwierig und wurde bisher meist mangelhaft durchgeführt. Weiter stehen in Niedersachsen mittlerweile so gut wie keine geeigneten Zielstandorte für die Ansiedlung zur Verfügung. Im Rahmen der Pflege von Heideflächen stehen sich die Ansprüche des Artenschutzes und der touristischen Nutzung oft entgegen: Während Reptilien ältere und strukturreiche Heidebestände und auch Pfeifengrasbulten bevorzugen, erwarten Touristen großflächig blühende Heiden, die nur durch intensive Pflege erhalten werden können - ältere Wuchsstadien können sich dabei nicht entwickeln. Als mögliche Lösung des Problems könnte eine Zonierung der Heiden in Bereiche mit unterschiedlichen Zielsetzungen in Betracht gezogen werden.

Einen Überblick über die in der Region vorkommenden Amphibien- und Reptilienarten vermittelten Anke Kätzel und Dr. Martin Bollmeier. Sie stellten die Ergebnisse ihrer achtjährigen Untersuchungen im Landkreis Goslar und das daraus resultierende Buch zur Herpetofauna vor.

Rolf Reichelt (NABU Wolfenbüttel) und Dr. Markus Richter (NABU Niedersachsen) stellten die Wechselkröte in den Mittelpunkt eines kurzen Vortrags und der abschließenden Exkursion.
Rolf Reichelt (NABU Wolfenbüttel) und Dr. Markus Richter (NABU Niedersachsen) stellten die Wechselkröte in den Mittelpunkt eines kurzen Vortrags und der abschließenden Exkursion.

Rolf Reichelt (NABU Wolfenbüttel) und Dr. Markus Richter (NABU Niedersachsen) stellten die Wechselkröte in den Mittelpunkt eines kurzen Vortrags und der abschließenden Exkursion. Die streng geschützte Wechselkröte steht in Niedersachsen kurz vor dem Aus. Dies zeigen zumindest die aktuellen Kartierungen. Aus diesem Grund und durch ihren weiter dokumentierten Rückgang in Niedersachsen ist die Art in das LIFE Amphikult Projekt des NABU Niedersachsen integriert worden. Dabei geht es darum, praktische Maßnahmen zum Erhalt der Art umzusetzen. Die wärmeliebende Wechselkröte ist auf offene Lebensräume mit besonnten, vegetationsarmen Laichgewässern angewiesen. Die aktuellen Vorkommen beschränken sich ganz überwiegend auf Lebensräume in Abbaugruben, Klärbecken und Industrieflächen in Südostniedersachsen. "Hieraus ergibt sich eine ganz besondere Verantwortung der Region zum Erhalt der Art. Wenn auch bereits Maßnahmen erfolgen, müssen diese unbedingt intensiviert werden, um ein Aussterben in letzter Minute zu verhindern", so die Sprecherin des NABU Landesfachausschusses Lisa Schmidt.

Der Landesfachausschuss (LFA) für Feldherpetologie und Ichthyofaunistik ist ein Zusammenschluss interessierter Aktiver und Experten, die sich zum Ziel gesetzt haben, die Naturschutzarbeit in den Bereichen Amphibien-, Reptilien-, Fisch-, Großkrebs- und Süßwassermolluskenschutz in Niedersachsen zu unterstützen und zu fördern. Im kommenden Jahr wird der LFA sein zehnjähriges Bestehen feiern können.


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Programm Jahrestreffen 2014
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